Sizilien !!!! .... nicht ganz, aber Hauptsache Süden

Flucht nach Süden

 

Die 2 Nächte in Steinach haben eine paradigmatische Neuausrichtung der Planung bewirkt. Einerseits: Raus aus den Scheiß Bergen: Kurze Tage, eisige Temperaturen, teure Übernachtungen, eklige Steigungen, fragwürdige Abfahrten, ….. am warmen Heizkörper klingt das vielleicht nach heroischen Bewährungsproben, mit kalten Fingern, nassen Klamotten und zitternden Oberschenkeln klingt es bedrohlich. Die Idee mit einem Strom unausgeschlafener Brummifahrer das Pustertal Richtung Osttirol hochzustrampeln und dann im Schneetreiben gegen den sibirischen Ostwind Richtung Slowenien voranzuwollen war eine Schnapsidee! Ebenfalls ist es – so sehe ich das jetzt, und es fühlt sich großartig an -  KEINE Todsünde, einen Pausentag einzulegen und es ist OK in den Zug zu steigen, wenn es anders nicht mehr geht. Das nimmt den Druck und die Bauchschmerzen. So isses besser.

 

Und so bin ich am Sonntag mit Ralph die letzten 300 Meter auf den Brenner raufgeradelt, Bilder siehe unten. Oben Euphorie wegen Brenner – erster echter Pass und Italien! Am Brenner oben, einem echt hässlicher Fleck, haben seltsame Weinstuben ihre Stühle in die Sonne gestellt, dort gabs dann Tee für mich, Bier für den Ralph, der auf seinem eBike nur noch runter rollern musste nach Steinach, ich ebenfalls runter rollern, aber nach Bozen, das auf 300 Metern liegt, also 1000 Meter unter dem Brenner. Und was einen rauf quält, nervt auch beim runter fahren: 40 Kilo Gepäck, die einen aus den Kurven schieben, die Bremsen rauchen lassen. Aber dann enden die wenigen steilen Serpentinen und es geht mal eben, mal mit leichtem Gefälle die 85 km Richtung Bozen. Der Radweg ist meistens noch verschneit und so bleib ich auf der Strasse und bis Brixen geht das gut. Dann schlägt die Route einen 7km Umweg durch die historischen Highlights der Gegend vor, aber ich weiß wie weit es noch ist, wie früh es dunkel wird und wie mir schon jetzt der Hintern brennt… also nichts wie weiter, die Straßen werden größer und in einem Kreisverkehr sehe ich zwar noch kurz das Verbotsschild für Radfahrer, aber eingekeilt im Verkehr kann ich jetzt auch nicht auf die andere Straßenseite kreuzen, … da hilft es auch wenig, wenn sich die Fahrradsverbotsschilder häufen, weil sich da der erste Tunnel auftut – in den man mit Packtaschen-Überbreite und unbeleuchtet auch nicht einfahren will, … aber jetzt halt muss. Aufmunternd auch das Konzert an Gehupe, Aufblend-Show, zugerufenen Freundlichkeiten, wohlwollende Handzeichen. Tunnel eins hatte noch 280 Meter Länge – aber einmal im Tunnel gibt es kein Entkommen – mindesten 5 musste ich durchstrampeln, der längste dann 2,3km. Ich wäre schon fast froh gewesen wenn ein wütender Carabinieri mich aus dem Verkehr gezogen hätte, …. Aber dann öffnet sich das letzte Tunnelstück in eine innerstädtische Hauptstrasse und das Vergnügen endet so schnell wie es begonnen hat. Noch 50 km nach Bozen. Der Radweg wird schöner, die Wegführung erzwingt maßvolle Geschwindigkeit, die Sonne senkt sich schon wieder über die Bergrücken und Gipfel im Westen und 50km sind doch noch ganz schön weit. Klausen ist wunderschön, durch das enge Tal führt eine Autobahn, eine Bahntrasse, der Fluss, die Landstraße und der Radweg – überraschenderweise ist es trotz Verkehrs-overkill still und die Blicke erhebend und der Fluss wild und verblockt mit gewaltigen Felsbrocken. Streckenweise hält sich das Eis auf dem Weg, …. Und dann mit dem Aufleuchten der Straßen-Lampen bin ich auch und endlich in Bozen. Knapp 1 Stunde später bin ich im Bett.

 

In Bozen  - ganz dem neuen Paradigma folgend – gönne ich mir einen Tag, um dem Knie ein bisschen Pause zu schenken, ein bisschen Organisatorisches zu erledigen und die Stadt anzusehen. Walter von der Vogelweide hat hier gelebt, die Innenstadt ist überschaubar klein, Bogengänge, Kirchen. Wer keinen Südtiroler Schinken verkauft, hat einen hübschen Laden mit Dessous, ein Kaffee mit Pralinen in der Auslage, daneben: Dessous. Ein klassisches Bergdorf also mit seinen typischen Bedürfnissen: Handfeste Nahrung und ein bisschen menschliche Wärme.

 

Tags darauf geht’s schon früh los in Richtung Trient, und das ist echte Genussradlerei: Am Etsch entlang, Weingärten, Obstgärten, leichter Rückenwind, gerade mal 70km, … um 13.00 Uhr bin ich da, um 14:00 lässt mich das Ostello in ein Zimmer, und weil ich gerade keine Lust zum Nörgeln habe, lass ich das Nörgeln sein, aber das unangefochtene Highlight von Trento, das ich mir am Nachmittag angesehen habe ist das Youthhostel bestimmt nicht. Stattdessen eine Stadtmauer aus dem 11. Jahrhundert, eine ebenso alte Kirche, romanisch und seit einigen Jahren von allen späteren Anbauten bereinigt. Nur in Italien kann der Putz so attraktiv von Fassaden bröckeln, die Hausfarben so unabgestimmt und trotzdem harmonisch das Stadtbild zu prägen. Der Bick entlang der vielen engen Gassen endet an nach wie vor beeindruckenden Felswänden und Gipfeln, die Trento umgeben. Und eine erste Palme gibt es auch!

Quälend lange gehts rauf zum Brenner aber dann Freude auf Italien. In Bozen dominieren die Dolomiten, ich echt sieht das noch viel spektakulärer aus - Gigi hat Geburtstag: Rosen  - zumindest photographiert! In Trento viel zu sehen: Zum Beisiel einen unnötig männlichen, Säulen-tragenden Tapir mit Flügen. Die Strassen enden im Gebirge und trotzdem: Eine Palme

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